Generationen
die Zeiten vor 1900 waren nicht nur hart von den Lebens-
und Arbeitsbedingungen, sondern auch Familiär.
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Grombach vor und nach
dem 30-jährigen Krieg
Die Zeit um den 30-jährigen Krieg brachte viel Veränderung in der Bevölkerung, auch in Grombach, durchziehende Truppen und die Pest dezimierten die Grombacher Einwohnerschaft extrem, so dass viele Familien in Grombach erloschen und nach 1648 einige neue Familien ansiedelten.
Vergleicht man die Namen in den Kirchenbücher vor dem Krieg und danach, so findet man folgende Namen davor und danach wieder, die anderen Familien sind wohl im Mannesstamm oder gänzlich erloschen:
Bauer*, Hofmann, Laub*, Leibbert, Mayer, Remmele, Schmidt*, Weiß* und Wolf
Einige Grombacher Familien haben diese Familiennamen in ihrer Ahnenreihe und somit die Wurzeln tief in der Geschichte von Grombach, vielleicht weit hinein ins Mittelalter (6. - 15.Jhd.).
In meiner Familie konnte ich die Ahnenreihe bis zu den *
Bauer´s, Laub´s, Schmidt´s und Weiß´s zurückführen, somit finden sich zumindest vier der nachweißlich urgrombacher Familien in unserer Ahnenreihe, vielleicht auch weitere über weibliche Linien.
... Zuzug und Aufbruch ...
Einen wesentlichen Vorteil konnte sich Grombach durch den neuen Ortsherrn Johann von Werth schaffen.
Von Werth hatte den Ort, welcher wegen hoher Schulden in sehr schlechten Zustand war, am 17.02.1642 von der vorhergehenden Ortsherrschaft, dem Ehepaar Boos von Waldeck, welches wegen Geldmangel Ort und Schloss verkauften, gekauft.
Von Werth war bayrischer und kaiserlicher Reitergeneral und stationierte kurz nach dem Kauf des Ortes eine Salvaguardia (eine Schutztruppe) in Grombach. Durch den so beschützten Ort hatte Grombach wesentlich sichere Verhältnisse als seine Nachbarorte, wodurch schnell neue Siedler angeworben/gefunden werden konnten.
In einer Auflistung aus dem Jahre 1650 finden sich folgende Personen in der Aufteilung nach
"alte Bürger" und "neue Bürger":
Altbürger:
1. Christoph Laupp (Laub), Schultheiß *
2. Hanß Hofmann (Hoffmann)
3. Leonhardt Rimlein (Römele/Römlin)
4. Hanß Mayer
5. Philipp Franck
6. Hanß Bronn
7. Hanß Heg (Höch)
Neubürger:
1. Hanß Henrich *
2. Carguß Bopp (Popp)
3. Hanß Dickh (Dijk, Teg) *
Auch auf die neuen Bürger Hanß Henrich und Hanß Dick führen die Ahnenreihen unserer Familie zurück *, so dass auch zwei Drittel der Neubürger über kurz oder lang Verbindungen mit den Altbürgern eingingen.
Dick und Bopp kamen vermutlich aus der Region Niederrhein, bei Henrich ist mir die Herkunft nicht bekannt.
Zehn verzeichnete Bürger klingt auf den ersten Blick wenig, jedoch wurde damals noch zwischen Bürger, Schutzbürger, Bei- und Hintersassen unterschieden, Frauen und Kinder wurden nicht als Bürger gezählt, so dass man ungefähr drei bis fünf mal so viele Einwohner wie Bürger rechnen kann.
In den darauf folgenden Jahren zogen weitere Familien hinzu und durch reichlichen Nachwuchs zählte Grombach bereits 1700 ca. 200 Einwohner und 1806, am Ende des "alte Reiches", schon über 600 Einwohner.
Aus dem Einschätzungsverzeichnis der Kraichgauer Ritterschaft können aus den oben genannte Familien
wieder folgende "Mannschaften" mit Behausungen/Häuser entnommen werden:
Bopp:
Gregorius Bopp, einstöckiges Haus mit Scheune
Dick:
Christian Dick *, zweistöckige Behausung ohne Scheune
Michael Dick, einstöckiges Haus mit Scheune
Laub:
Johann Georg Laub *, zweistöckiges Haus mit Scheune
Christoph Laub *, zweistöckiges Haus mit Scheune
Meyer:
Fidelius Meyer, einstöckiges Haus ohne Scheune
Schmidt:
Gregorius Schmidt, zweistöckiges Haus mit kleiner Scheune
Wolfgang Schmidt, einstöckiges Haus mit Scheune
Wolf:
Friedrich Wolf, einstöckiges Haus mit Scheune
Hans Wolf, Behausung unbekannt
Einen verhältnismäßig gleichgroßen Zuzug von neuen Familien wie nach dem 30-jährigen Krieg hatte Grombach wohl erst wieder nach dem 2. Weltkrieg, bis dahin blieben die Familiennamen seit dem 17. Jhd. relativ konstant und wurden nur durch einzelne Einheirat erweitert oder durch ausbleibenden männlichen Nachwuchs reduziert.
Mit den Flüchtlingen des 2. Weltkrieges wurden die Familiennamen noch einmal um ca. 1/3 erweitert und auf die bekannten des letzten Jahrhunderts gebracht.
Kleinere Erweiterungen der Familiennamen kamen mit jedem Neubaugebiet hinzu, bei denen sowohl fremde Familien als auch Familien, bei denen die Frau aus Grombacher Familien stammte, die Anzahl an Grombacher Familiennamen erweiterten, zuletzt mit dem Baugebiet Kobach I und II am östlichen Rand von Grombach.
Grombacher Schultheißen
um 1565 Endlich, Hans
um 1615 Bloß, Dietrich
um 1650 Laub, Christoph *
um 1670 Laub, Wilhelm Caspar
um 1730 Bayer, Johann Peter
um 1735 Carl, Matthias *
um 1750 Moll, Johann Peter
um 1770 Schilling, Johann *
um 1772 Laub, Josef
um 1772 Farrenkopf, Jacob
um 1780 Remlinger, Franz Josef
um 1790 Baumann, Friedrich *
Grombacher Vögte
1806-1811 Henrich, Lorenz (Laurentius)
1811-1818 Dick, Johann Georg Philipp
1829-1826 Hemmer, Johann Asam Wilhelm
1826-1831 Barth, Johann Michael *
ab 1831 Müller, Georg Michael
Grombacher Bürgermeister
bis 1836 Müller, Georg Michael
1837/1838 kein Bürgermeister, stellvertretend
verwaltet durch Gemeinderäte:
Louis Apiarius, Jakob Breunig, Bernhard Eckert,
Peter Gruber *, Jakob Hemmer
1838-1845 Breunig, Johann Jakob
1845-1861 Hemmer, Jakob
1861-1876 Utzmann, Georg
1876-1894 Barth, Wendelin *
1894-1903 Breunig, Heinrich
1903-1907 Fleck, Valentin
1907-1919 Vowinkel, Engelbert
1919-1922 Appenzeller, Josef
1922-1931 Dick, Jakob
1931-1945 Utzmann, Fridolin
1945-1972 Dick, Anton
Eingemeindung nach Bad Rappenau
Verständnisgrundlagen Geburten
… soziale Begebenheiten des 19. Jahrhunderts …
Durchschnittliche Anzahl Kinder
Um 1800 lag das Heiratsalter einer Frau bei durchschnittlich 30 Jahre.
In folge ihres Alters und Ihrer Lebenserwartung hatte eine Frau in dieser Zeit durchschnittlich 10 Geburten, wenn sie bereits im Alter von 20 Jahren heiratete, hatte sie entsprechend mehr zu erwarten, unter Umständen bis zu 20 Kinder.
In Grombach ist mir diese stattliche Zahl von 20 Kindern nicht aufgefallen, jedoch war in vielen Ehen 1 Kind pro Jahr nicht unüblich, oft scheiterten höhere Anzahl von Kindern nur durch den Tot der Mutter.
Die Kindessterblichkeit lag zu dieser Zeit bei über 50%, mancher Orts bei fast 100%, auch hier orientiert sich Grombach wohl in der Mitte.
Eine derart hohe Geburtenrate war nötig, um die Familie mit den wenig "durchkommenden" Kinder zu erhalten und die Bevölkerung zu vergrößern.
Die Zeiten verbesserten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts, auch die Geburtenrate ging mit Verbesserung der Situation entsprechend leicht zurück.
Ebenso hatte der Stand und der Wohlstand Einfluss auf die Geburten- und Sterblichkeitsrate, sowohl die "medizinische" als auch lebensmitteltechnische Versorgung war hier besser gesichert.
Besser gestellte Mütter und Frauen von Großbauern, sprich die etwas wohlhabendere Gesellschaft konnte den Zeitabstand zwischen den Geburten auf 2 oder 3 Jahre vergrößern.
uneheliche Kinder
die Namensgebung war bereits im 19. Jahrhundert gesetzlich wie heute geregelt.
Uneheliche Kinder konnten nur den Namen der Mutter fortführen, auch wenn in manchen Landesteilen hier noch gegen diese Gesetzeslage verstoßen wurde, führten die unehelichen Kinder in Grombach die Nachnamen der Mutter und wurden mit "unehelich" oder "ilegitim" gekennzeichnet.
Da bei unehelichen Kindern in der Regel nicht der Vater die Geburt wie sonst üblich melden konnte, wurde dies durch die Hebamme erledigt, seltener auch durch Familienangehörige.
Der Nachname des Kindes konnte durch Legitimation (nachträgliche Verehelichung) oder Adoption geändert werden.
Mancherorts findet man bei Eheeinträgen, die vor der Geburt, aber nach der Zeugung stattgefunden haben den Eintrag bei der Frau "welche sich durch zu frühen Beischlaf versündigte" - es war nun mal die Zeit, in der die Erbsünde noch klar der Frau zugesprochen wurde.
Im 18. Jahrhundert war mancherorts eine Leichtfertigkeitsstrafe für Mann und Frau fällig, wenn diese vor der Hochzeit oder weniger als 9 Monate nach der Hochzeit ein Kind zur Welt brachten.
Sozialsystem bis Mitte des 19. Jahrhunderts
Zwei grundlegende Voraussetzungen bestanden bis in die Mitte des 19. Jhd´s.
1. nur eheliche Kinder waren akzeptiert
2. nur Paare mit Immobilien-Eigentum durfte heiraten
Für das Erleben des 12. Lebensjahres, ab welchem sich die Kinder meist selbst ihren unterhalt verdienen mussten, waren 2 Elternteil enorm von Vorteil, was die Lebensgrundlage anging.
Ältere und Kranke übergaben ihr Wohneigentum an die nächste Generation, damit diese wieder eine Familie gründen konnte und ließen sich von dieser pflegen.
Das Idealmodell stellte ein Paar da, das mit 30 Jahren heiratete, bis 60 arbeitete, um dann das Hab und Gut an die nächste Generation zu übergeben (am besten der älteste Sohn), welche dann ebenfalls um die 30 Jahre alt war.
Die Mitgift sollte in etwa den halben Wert des Anwesens haben, so konnten Geschwister in gleichwertige Familien einheiraten. Bei ein bis zwei Kindern ging die Rechnung auf, bei weiteren Kindern blieb nur der soziale und finanzielle Abstieg. War kein Erbe vorhanden, oder das Erbe zu klein, blieb ausweglos das Schicksal als lebenslange Magd oder Knecht.
Die hohe Anzahl an unehelichen Kindern im 17. und 18. Jahrhunderts begründeten sich auf das System der Erlaubnis der Heirat. Wo keine Wohneigentum gekauft, ererbt oder neu gebaut werden konnte oder durfte, konnte auch nicht geheiratet werden und uneheliche Kinder waren das unumgängliche Ergebnis daraus.
1865 änderte sich dies abrupt, als die Heiratsbeschränkungen aufgehoben wurden.
Quelle: Genealogie KIening